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Rio de Janeiro – Mit einem Rückwärtssalto in das lange als Olympia-Brühe verschmähte Meer in Rios Guanbara-Bucht feierten die Segler Erik Heil und Thomas Plößel ihre Bronze-Medaille.

Vergessen war, dass das 49er-Duo nach einem schwachen Start Silber aus der Hand gegeben hatte und beinahe auch Platz drei noch futsch gewesen wäre. «Der Start war krass. Wir haben die Strömung unterschätzt und plötzlich waren wir in einer blöden Position», sagte Steuermann Heil.

Die für Hamburg segelnden Berliner waren bei traumhaften Bedingungen als Zweiter in die entscheidende Regatta gestartet. Schon vor dem Medal-Race war Gold an die America’s-Cup-Stars Peter Burling und Blair Tuke aus Neuseeland vergeben. «Unser erstes Ziel ist die Medaille. Unser zweites Ziel ist Silber», hatte Vorschoter Plößel als Motto ausgegeben. 

Auf dem wegen der Wasserqualität umstrittenen Segel-Revier mit malerischer Kulisse kämpften die deutsche Crew mit den Australiern Nathan Outterridge und Iain Jensen, den London-Siegern, und den Briten Dylan Fletcher-Scott und Alain Sign um Silber und Bronze.

Nur mit Glück holten sie nach einer spektakulären Wettfahrt die erste deutsche Segel-Medaille seit acht Jahren, weil auch die Konkurrenz patzte. «Als die Briten gekentert sind, haben wir versucht, die Australier noch einmal anzugreifen, aber das haben wir nicht geschafft», sagte Heil.

Trotzdem kannte die Freude keine Grenzen: «Mit zwei Olympiasiegern auf einem Podest zu stehen, ist geil», befand der Steuermann. Während Plößel noch bei der Doping-Probe weilte, war Heil stolz auf seine Sprungkünste: «Wir haben unseren Rückwärtssalto extra fünfmal gemacht, damit ihn wirklich auch jeder sieht. Das Meer war so sauber, wie wir es noch nie gesehen haben.»

Am Flamengo-Strand mit Blick auf den Zuckerhut fieberten Heils Mutter Barbara und Schwester Britta sowie Jugendtrainer Michael Kosta. «Sie haben zwei herausragende Qualitäten: Willensstärke und Loyalität untereinander. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Beiden», sagte Kosta.

Überschwänglich wurde das Bronze-Duo gefeiert. «Erik und Thomas haben einen großartigen Job gemacht. Sie haben sich im Kampf mit zwei Olympiasiegern behauptet und sind auf Kurs Zukunft tolle Vorbilder für die deutschen Olympiasegler», sagte Cheftrainer David Howlett. «Sie haben den Maßstab für die nächsten Jahre gesetzt.»

Der 27-jährige Steuermann Heil und sein ein Jahr älterer Vorschoter Plößel sind nun die deutschen Vorzeige-Segler. In den anderen Bootsklassen ging die mit zahlreichen Olympia-Neulingen gespickte Mannschaft unter. «Das Team hat jetzt die Sicherheit, dass es gelingen kann, eine Medaille zu gewinnen. Das ist die wichtigste Botschaft», sagte Cheftrainer Howlett.

Der Brite muss es wissen, hat er doch seinen Landsmann Ben Ainslie zum erfolgreichsten Segler der Olympia-Geschichte geformt. «Wir müssen den eingeleiteten Modernisierungskurs jetzt konzentriert fortsetzen.» Ob er die deutschen Segler nach Tokio führt, wird sich erst noch entscheiden. Auch Heil und Plößel haben sich noch nicht festgelegt.

Fotocredits: Nic Bothma
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